.comment-link {margin-left:.6em;}

die butter aufs brot

Freitag, Dezember 04, 2009

Minarett-Verbot ohne mich


Seit über einem Jahr bin ich Schweizerin und habe das Privileg abstimmen und so die Geschicke der Schweiz mitlenken zu können. Nur beim Minarett-Verbot hatte ich nix zu sagen. Warum? Weil ich kein Abstimmungscouvert und somit keine -unterlagen dazu bekommen habe. Das hat wahrscheinlich damit zu tun, dass ich bei deren Versand gerade umgezogen bin. Von A nach B. B liegt auf dem Land. Wenn ich aus dem Fenster gucke, sehe ich grosse Kühe unter grünen Apfelbäumen grasen. An der Bushaltestelle wird man begrüsst und die Frau auf der Post kannte nach einer Woche schon meinen Namen. Der Weg zur Arbeit (von B nach C, sozusagen) ist mühsamer und länger. Es hat hier keine Apotheke, keinen Geldautomaten und nur 1 Laden, der Essbares verkauft. Was es aber auch nicht hat, sind Baustellen, nervende Besoffene, Lärm, Herumlungernde und Tussis. In diesem Kaff leben tatsächlich noch 12 Familien von ihrer Bauerntätigkeit. Sehr wahrscheinlich sind das mehr als im restlichen Kanton zusammen...

Aber das sind in zweiter Linie Gründe, warum ich aus A weggezogen bin. In erster Linie wurde die hübsche 2-Zimmer-Wohnung mit der 1 qm-Küche, dem riesengrossen Garten und der modrigen Schlafzimmerwand zu klein – zu klein für 3. Zur besseren Erklärung: 1 ist mein Lebenspartner, 2 ist unsere Tochter, die ich demnächst in die Arme schliessen kann und 3 bin ich. Und jetzt sitze ich in einer 4,5 Zimmer-Wohnung mit 3 Schlafzimmern, 2 Badezimmern und 1 Geschirrspüler. Für mich alles Luxus pur; nur schon deshalb, weil es absolut bezahlbar ist und weder mein Partner noch ich irgendwelche illegale Geschäfte tätigen müssen, um die Miete zusammen zu kriegen, was unheimlich entspannend ist!

Entspannung brauche ich momentan noch, weil nächste Woche unser Mädchen das Licht der Welt erblicken wird und dann alles anders wird. Letzteres sagt man mir zumindest. Ich habe keinen blassen Schimmer, was auf mich zukommt. Trotzdem freue ich mich, wenn ich mich endlich wieder bücken kann, meine Beine keine elefantösen Dimensionen mehr haben, ich nachts auf dem Bauch liegen kann und wieder mal einen anständigen Mojito trinken darf. Wenn das Aufstehen nicht mehr der Anstrengung einer Besteigung des K2 gleicht, ich nachts keine Erstickungsängste mehr haben muss oder mein Schnarchen meinen Liebsten aus dem Schlafzimmer ins Wohnzimmer auf die Couch treibt.

Und ich freue mich darauf, das kleine Menschlein, das in mir drin rumturnt, mich zwickt und tritt endlich sehen und in den Armen halten zu können. Es soll das Schönste auf der Welt zu sein, sagt man mir.



Was schert mich da ein Minarett-Verbot?

Labels: , , , ,


 

Free Website Counter
Web Counters